Prinzip der Rektifikation
Die Rektifikation, oder auch Gegenstromdestillation genannt, ist ein thermisches Trennverfahren, das in der Verfahrenstechnik zur Auftrennung von Vielstoffgemischen verwendet wird. Sie basiert auf der unterschiedlichen Flüchtigkeit der einzelnen Bestandteile eines Gemisches, das bedeutet, auf deren unterschiedlichen Siedepunkten. Es handelt sich dabei um eine erweiterte Form der Destillation, bei der die Trennung durch einen mehrstufigen Prozess erheblich effizienter wird.
Das Grundprinzip der Rektifikation beruht auf einem Gegenstromprozess von Dampf und Flüssigkeit in einer vertikalen Säule, der sogenannten Kolonne. Der Dampf steigt vom Sumpf der Kolonne nach oben und trifft dabei auf die Flüssigkeit, die von oben herabrieselt. Während der Dampf aufsteigt, enthält er zunehmend mehr der leichtsiedenden Komponenten des Gemisches. Gleichzeitig nimmt die Flüssigkeit, die nach unten fließt, mehr der schwersiedenden Komponenten auf.
Stoff- und Wärmeaustausch
In der Kolonne erfolgt ein kontinuierlicher Stoff- und Wärmeaustausch zwischen der aufsteigenden Dampfphase und der herabfließenden Flüssigkeitsphase. Dabei geht es darum, dass leichtflüchtige Bestandteile aus der Flüssigkeit verdampfen und in die Gasphase übergehen. Schwersiedende Bestandteile des Dampfes hingegen kondensieren und gehen in die Flüssigkeit über. Durch diesen Prozess wird die Konzentration der leichtsiedenden Stoffe im Dampf immer weiter erhöht, während in der Flüssigkeit der Anteil der schwerflüchtigen Komponenten ansteigt.
Die Temperatur im System variiert dabei: Im Sumpf der Kolonne, wo die schwerer flüchtigen Komponenten angereichert sind, ist die Temperatur höher. Im oberen Bereich der Kolonne, wo die leichtsiedenden Bestandteile dominieren, ist die Temperatur niedriger. Diese Temperaturdifferenz trägt wesentlich zur Trennung bei.
Theoretische Stufen
Ein wichtiger Aspekt der Rektifikation ist das Konzept der sogenannten theoretischen Stufen. Eine theoretische Stufe repräsentiert eine ideale Mischung, bei der sich Dampf und Flüssigkeit in vollständigem Gleichgewicht befinden. Auf jeder dieser Stufen findet ein Austausch statt, der die Konzentration der Komponenten weiter verändert. In der Realität wird eine Kolonne so konstruiert, dass sie möglichst viele dieser theoretischen Stufen simuliert, um die Trennung zu maximieren.
Phasengleichgewicht
Während des gesamten Prozesses stellt sich zwischen der Gas- und Flüssigphase ein Phasengleichgewicht ein, das von Temperatur und Druck abhängt. Dieses Gleichgewicht definiert, wie viel von jedem Stoff in der Gas- bzw. Flüssigphase vorhanden ist. Für Reinstoffe und azeotrope Gemische sind die Zusammensetzungen in Gas- und Flüssigphase identisch. In allen anderen Fällen ist die Konzentration des leichtflüchtigen Stoffes in der Dampfphase höher als in der Flüssigkeit, was die Trennung erleichtert.
Mehrfache Verdampfung und Kondensation
Durch den mehrmaligen Kontakt von Dampf und Flüssigkeit, der in der Kolonne stattfindet, wird die Trennwirkung gegenüber einer einfachen Destillation erheblich verstärkt. Jeder Kontakt zwischen den beiden Phasen führt dazu, dass ein Teil des Dampfs kondensiert und gleichzeitig Teile der Flüssigkeit wieder verdampfen. Dieser kontinuierliche Prozess reichert die leichterflüchtigen Bestandteile im Dampf und die schwerflüchtigen Bestandteile in der Flüssigkeit an.
Anwendungsprinzip
Das Verfahren wird insbesondere dann eingesetzt, wenn Flüssigkeiten mit eng beieinander liegenden Siedepunkten getrennt werden müssen. Die Rektifikation erlaubt es, auch Stoffe zu trennen, deren Siedepunktdifferenz sehr gering ist, manchmal unter einem Grad Celsius. Diese Fähigkeit, hohe Reinheiten auch bei minimalen Siedepunktunterschieden zu erreichen, macht sie zu einem essenziellen Verfahren bei der Trennung komplexer Gemische.
Vorteile und Nachteile gegenüber anderen Trennverfahren
Die Rektifikation bietet im Vergleich zu anderen thermischen Trennverfahren, wie z.B. der einfachen Destillation, eine Reihe von Vorteilen:
- Höherer Trenneffekt: Im Vergleich zur einfachen Destillation ist der Trenneffekt bei der Rektifikation deutlich effizienter. Der Dampf steht im Gegenstrom zur Flüssigkeit und kommt mehrfach in Kontakt, was zu einer besseren Trennung der Komponenten führt.
- Kontinuierlicher Betrieb: Die Rektifikation kann kontinuierlich betrieben werden, was besonders in der Industrie von Vorteil ist. Ein kontinuierlicher Betrieb ermöglicht eine konstante Produktion ohne häufige Unterbrechungen.
- Energieeffizienz: Im Gegensatz zu einer Mehrfachdestillation ist die Rektifikation energetisch effizienter. Dies liegt daran, dass die wiederholten Kontaktvorgänge in der Kolonne zu einer effektiveren Nutzung der eingesetzten Energie führen.
- Platzsparend: Da eine Kolonne die Mehrfachtrennung in einem einzigen System ermöglicht, benötigt sie weniger Platz als die Hintereinanderschaltung von mehreren einfachen Destillationsapparaturen.
- Technisch weniger aufwändig: Durch die Integration der verschiedenen Trennschritte in einer Kolonne ist der technische Aufbau und Betrieb weniger kompliziert als bei der Anordnung von mehreren Destillationsstufen.
Trotz ihrer vielen Vorteile hat die Rektifikation auch einige Nachteile:
- Komplexe Anlagen: Obwohl die Kolonnenanlage weniger Platz benötigt und effizienter arbeitet, ist sie technologisch komplexer als einfache Destillationsanlagen. Die Überwachung und Steuerung sowie das Pre-Engineering erfordern ein hohes Maß an technischem Wissen und Präzision.
- Höhere Investitionskosten: Die Anschaffungskosten für eine Rektifikationskolonne sind in der Regel höher als für eine einfache Destillationseinheit, was die Anfangsinvestition belastet.
- Wartung und Instandhaltung: Da Rektifikationsanlagen aufwändige Kolonneneinbauten haben und kontinuierlich betrieben werden, erfordern sie eine regelmäßige Wartung und professionelles Consulting, um optimale Betriebsbedingungen zu gewährleisten.
- Hoher Energiebedarf bei komplexen Mischungen: Obwohl die Rektifikation im Vergleich zu anderen Trennverfahren energieeffizienter sein kann, steigt der Energiebedarf, wenn sehr komplexe oder azeotrope Gemische getrennt werden müssen.
Rektifizieranlage: Die Kolonne
Eine Rektifikationskolonne ist im Anlagenbau ein spezielles Trennaggregat, das verwendet wird, um Stoffgemische, wie z.B. Flüssigkeiten, aufgrund ihrer unterschiedlichen Siedepunkte zu trennen. Die Kolonne besteht aus mehreren Komponenten, die für die effektive Trennung erforderlich sind.
Komponenten einer Kolonne
- Sumpf: Der untere Teil der Kolonne, in dem die schwerer flüchtige Komponente (Schwersieder) gesammelt und abgezogen wird. Hier befindet sich auch eine Heizung, die die Verdampfung unterstützt.
- Kopf: Der obere Teil der Kolonne, wo die leichter flüchtige Komponente (Leichtsieder) kondensiert und abgeführt wird. Ein Kondensator wandelt den Dampf zurück in die Flüssigkeit.
- Böden oder Packungen: Auf den Böden oder in den Packungen findet der Kontakt zwischen der Flüssigkeit und dem Dampf statt. Diese Interaktion ermöglicht den Stoffaustausch, der zur Anreicherung der Leichtsieder im Dampf und der Schwersieder in der Flüssigkeit führt.
- Verdampfer (Reboiler): Er sorgt für die vollständige Verdampfung der im Sumpf gesammelten Flüssigkeit und treibt den Dampf nach oben.
- Kondensator: Er kühlt den Dampf, der aus dem Kopf der Kolonne aufsteigt, und kondensiert ihn.
Funktionsweise einer idealen Kolonne
In einer idealen Kolonne erfolgt die Trennung in theoretischen Gleichgewichtsstufen, sogenannten "Böden". Ein Boden stellt eine Einheit dar, auf der das Gleichgewicht zwischen Dampf- und Flüssigphase stattfindet. In einer idealen Kolonne mit zwei Böden und unendlichem Rücklauf (d.h. es wird kein Stoff entnommen) wird der Dampfstrom kontinuierlich angereichert, während der Flüssigkeitsstrom nach unten abnimmt.
- Auf dem ersten Boden kondensiert ein Teil des aufsteigenden Dampfes, wobei sich mehr Schwersieder in der Flüssigkeit und mehr Leichtsieder im Dampf anreichern.
- Der angereicherte Dampf steigt weiter nach oben und erreicht den zweiten Boden, wo erneut ein Gleichgewicht hergestellt wird. So wird der Anteil des Leichtsieders im Dampf weiter erhöht, und dieser sammelt sich im Kopf der Kolonne.
Dieses ideale Szenario beschreibt eine Kolonne, in der der Gas- und Flüssigkeitsstrom immer gleich groß ist, und die Böden im perfekten thermodynamischen Gleichgewicht stehen.
Die reale Kolonne
In der Praxis erreicht eine reale Kolonne nie die Effizienz einer idealen Kolonne. Hier kommen Stoffübergangseffekte zum Tragen, die die Trennleistung begrenzen. Eine Bodenkolonne hat einen Bodenwirkungsgrad von etwa 0,7, was bedeutet, dass das thermodynamische Gleichgewicht auf den Böden nicht vollständig erreicht wird.
- Bodenkolonnen: Sie erreichen in der Regel 0,7 bis 2 theoretische Stufen pro Meter, abhängig von der Art der Böden (z.B. Glockenböden oder Schlitzböden).
- Packungskolonnen: Hier gibt es keine klaren Gleichgewichtsstufen, und die Trennleistung wird in sogenannten theoretischen Stufen pro Meter angegeben. Moderne Packungen, wie strukturierte Gewebepackungen, erreichen bis zu 50 theoretische Stufen pro Meter.
Die Modellierung, das Basic- und Detail-Engineering und die Messung des Stoffübergangs in realen Kolonnen ist komplex und erfordert Kompetenzen in mehreren Disziplinen, da viele Faktoren die Effizienz beeinflussen. Um die Anzahl theoretischer Stufen und die Trennleistung zu bestimmen, greifen Ingenieure auf experimentelle Daten und die sogenannte HTU-NTU-Methode (Height of Transfer Unit, Number of Transfer Units) zurück.
Trennung azeotroper Mischungen
Azeotrope Mischungen sind Stoffgemische, die sich bei einem bestimmten Mischungsverhältnis und Temperatur nicht durch normale Destillation oder Rektifikation weiter trennen lassen. An diesem Punkt verdampft das Gemisch ohne Änderung der Zusammensetzung.
Um azeotrope Gemische über den azeotropen Punkt hinaus zu trennen, muss dieser verschoben werden. Dazu gibt es verschiedene Ansätze:
- Druckänderung: Durch Erhöhung oder Senkung des Betriebsdrucks kann der azeotrope Punkt verschoben werden, sodass eine weitere Trennung möglich wird.
- Zugabe eines Hilfsstoffes: Ein weiterer Stoff kann hinzugefügt werden, um das azeotrope Verhalten zu verändern. Dieser Hilfsstoff bewirkt, dass die Komponenten des ursprünglichen Gemisches anders verdampfen und kondensieren.
Diese Methoden ermöglichen es, auch azeotrope Gemische zu trennen, die sich unter normalen Bedingungen nicht vollständig trennen lassen würden.
Kontinuierliche und diskontinuierliche Betriebsweise von Kolonnen
Es gibt zwei Hauptbetriebsweisen von Kolonnen: die kontinuierliche und die diskontinuierliche (Batch-)Betriebsweise.
- Kontinuierliche Betriebsweise: Bei dieser Methode wird das zu trennende Gemisch kontinuierlich in die Kolonne eingespeist (Zulauf) und die Produkte (Kopf- und Sumpfprodukt) werden ebenfalls kontinuierlich entnommen. Die Zusammensetzung der Produkte bleibt dabei konstant, da sich die Kolonne in einem quasistationären Zustand befindet. Das bedeutet, dass die Konzentrationen der Komponenten auf den theoretischen Böden der Kolonne stabil sind. Diese Betriebsweise ist ideal für große Mengen an Gemisch, die kontinuierlich verarbeitet werden müssen.
- Diskontinuierliche Betriebsweise: Hier wird eine festgelegte Menge des Gemisches in die Kolonne vorgelegt. Die Kolonne wird betrieben, bis sich auf allen theoretischen Böden ein Gleichgewicht eingestellt hat. Dann wird das Produkt entnommen, sei es aus dem Kopf oder dem Sumpf. Während dieses Vorgangs verändert sich jedoch die Zusammensetzung des Gemischs kontinuierlich, wodurch sich das Gleichgewicht auf den Böden verschiebt. Sobald das Produkt nicht mehr den gewünschten Spezifikationen entspricht, wird die Charge abgebrochen und eine neue gestartet. Diese Betriebsweise wird oft für kleinere Mengen oder in Laboren genutzt.
Spezielle Verfahren zum Trennen von Mehrstoffgemischen
Mehrstoffgemische, die entweder azeotrope Eigenschaften aufweisen oder eine niedrige relative Flüchtigkeit haben, benötigen spezielle Verfahren, um effektiv getrennt zu werden. Hier einige der gängigen Methoden:
- Zweidruckverfahren (Druckwechseldestillation): Dieses Verfahren nutzt die Tatsache, dass sich der azeotrope Punkt eines Gemisches mit dem Druck verändert. Durch gezieltes Ändern des Drucks kann die Trennung von Komponenten wie Tetrahydrofuran (THF) und Wasser oder Ethanol und Wasser ermöglicht werden.
- Extraktivrektifikation (Distex-Verfahren): Bei diesem Verfahren wird ein Hilfsstoff hinzugegeben, der die Zusammensetzung des Azeotrops verändert. Ein Beispiel hierfür ist die Trennung von Benzol und Cyclohexan durch die Zugabe von Anilin. Der Hilfsstoff beeinflusst die Flüchtigkeit der Komponenten und erleichtert so die Trennung.
- Azeotroprektifikation: In diesem Verfahren wird ebenfalls ein Hilfsstoff eingesetzt, der mit einer der Komponenten des azeotropen Gemisches ein neues Azeotrop bildet. Diese Methode wird häufig verwendet, wenn engsiedende Gemische oder bestehende Azeotrope vorliegen. Der Hilfsstoff kann dabei entweder eine Komponente des neuen Azeotrops sein oder als Azeotropwandler wirken und die Trennung ermöglichen.
Auswerteverfahren der Rektifikation
Das McCabe-Thiele-Verfahren
Das McCabe-Thiele-Verfahren ist ein grafisches Verfahren zur Analyse der Rektifikation, das auf dem Gleichgewichtsdiagramm der zugrunde liegenden Stoffmischung basiert. In diesem Diagramm werden die Stoffmengenanteile der leichter siedenden Komponente in der Flüssigphase den entsprechenden Anteilen in der Gasphase gegenübergestellt. Wichtig dabei ist, dass der Prozess bei konstantem Druck erfolgt, was zu einem isobaren Gleichgewichtsdiagramm führt.
In diesem Diagramm werden Isolinien für die Flüssigkeits- und Gasphasen gezeichnet, sowie die Betriebs- und Gleichgewichtslinien eingetragen. Durch das schrittweise Einzeichnen von horizontalen und vertikalen Linien (Schritte zwischen den Phasen), kann die Anzahl der theoretischen Böden einer Kolonne bestimmt werden. Diese Böden stellen die einzelnen Stufen dar, die zur vollständigen Trennung der Komponenten notwendig sind.
Das McCabe-Thiele-Verfahren bietet eine einfache Möglichkeit, die Trennungseffizienz grafisch zu bestimmen und wird oft verwendet, um die Auswirkungen von Betriebsparametern wie dem Rücklaufverhältnis zu untersuchen.
Das Ponchon-Savarit-Verfahren
Das Ponchon-Savarit-Verfahren ist eine Erweiterung des McCabe-Thiele-Verfahrens, die auch Energiebilanzen in die Analyse der Rektifikation einbezieht. Dies geschieht durch die Verwendung eines Enthalpie-Zusammensetzungs-Diagramms (H(x,y)). Dabei werden sowohl die Stoffströme als auch die Energiebilanzen der Phasenübergänge berücksichtigt.
Im Unterschied zum McCabe-Thiele-Verfahren, das nur das Stoffgleichgewicht betrachtet, analysiert das Ponchon-Savarit-Verfahren auch den Energieaustausch zwischen der Flüssig- und Gasphase. Dadurch lassen sich präzisere Aussagen über die Energieanforderungen und den Verlauf des Prozesses treffen. Der Energieverbrauch der einzelnen Trennschritte wird ebenfalls grafisch dargestellt, wodurch eine genauere Dimensionierung der Kolonne möglich wird.
Das Ponchon-Savarit-Verfahren erfordert mehr Eingangsdaten und ist rechnerisch aufwendiger, liefert jedoch realistischere Ergebnisse, besonders wenn die thermodynamischen Effekte eine wichtige Rolle spielen.
Anwendungen und Einsatzgebiete der Rektifikation
Anwendungen in der Industrie
In der Industrie ist die Rektifikation ein weitverbreitetes Verfahren zur Trennung von Stoffgemischen. Zu den wichtigsten industriellen Anwendungen gehört die Trennung von Komponenten auf Basis ihrer unterschiedlichen Siedepunkte.
- Erdölraffination: In der Erdölindustrie wird die Rektifikation zur Auftrennung von Rohöl in verschiedene Fraktionen wie Benzin, Kerosin, Diesel und Schweröl verwendet. Dabei wird Rohöl in mehrstufigen Destillationskolonnen bearbeitet. Zusätzlich wird Wasserdampf eingesetzt, um unerwünschte Reaktionen zu minimieren und die Trennleistung zu erhöhen.
- Luftzerlegung: Nach dem Linde-Verfahren wird Luft verflüssigt und durch Rektifikation in ihre Hauptbestandteile – Stickstoff, Sauerstoff und Argon – zerlegt. Größere Anlagen gewinnen zudem ein Gemisch aus Helium und Neon, welches anschließend weiter aufgetrennt wird.
- Alkoholproduktion: Bei der Herstellung von Whisky und anderen Spirituosen wird die Rektifikation verwendet, um den Alkoholgehalt zu erhöhen und unerwünschte Stoffe zu entfernen. Irischer Whiskey wird beispielsweise in einer Blase mit einer aufgesetzten Verstärkerkolonne destilliert, während schottischer Whisky zweimal hintereinander destilliert wird.
- Alternative Kraftstoffe: Die Trennung von Methanol oder Ethanol aus Wasser ist eine häufige Anwendung der Rektifikation bei der Herstellung alternativer Kraftstoffe.
- Chemische Industrie: Die Rektifikation wird in der chemischen Produktion häufig eingesetzt, um Lösungsmittel von Wasser oder anderen Verbindungen zu trennen. Beispiele sind Aceton/Wasser, Butylacetat/Wasser und Glycerin/Wasser.
Zusätzlich finden sich Anwendungen in der Faserindustrie, wo Lösemittel/Wasser-Gemische aus Spinnbädern getrennt werden. Auch in der Produktion von Milchsäure oder der Rückgewinnung von Lösungsmitteln spielt die Rektifikation eine zentrale Rolle.
Anwendungen im Labor
Im Labor wird die Rektifikation vor allem bei Synthesen und der Reinigung von Substanzen verwendet. Wenn Flüssigkeiten mit ähnlichen Siedepunkten getrennt werden müssen, bietet die Rektifikation eine präzise Methode, um eine hohe Reinheit der Substanzen zu gewährleisten.
- Trennung von Flüssigkeitsgemischen: Bei der Synthese von chemischen Verbindungen oder der Isolation von Naturstoffen müssen oft Flüssigkeitsgemische getrennt werden, die nahe beieinanderliegende Siedepunkte haben. Die Auswahl der Rektifikationskolonne hängt dabei von der Siedepunktdifferenz ab. Eine gängige Kolonne im Labor ist die Vigreux-Kolonne, die für kleinere Siedepunktdifferenzen geeignet ist.
- Reinigung von Substanzen: Bei vielen organischen Synthesen ist die Rektifikation unerlässlich, um Verunreinigungen aus der Reaktionsmischung zu entfernen. Durch das Rektifizieren lassen sich hochreine Produkte gewinnen, die für weiterführende Experimente benötigt werden.
Industrielle Prozesse und Labors nutzen die Rektifikation für eine Vielzahl von Trennprozessen, die auf der Differenz der Siedepunkte basieren, wobei die Anwendungen sich sowohl in großtechnischen Anlagen als auch in präzisen, wissenschaftlichen Experimenten wiederfinden.
FAQ: Häufig gestellte Fragen
Was ist der Unterschied zwischen Rektifikation und Destillation?
Rektifikation und Destillation sind beides thermische Trennverfahren, um flüssige Stoffgemische zu trennen. Der Hauptunterschied liegt in der Wiederholung des Trennvorgangs:
- Destillation: Bei der Destillation erfolgt eine einmalige Verdampfung und Kondensation. Das Gemisch wird erhitzt, die Komponenten mit niedrigeren Siedepunkten verdampfen zuerst und werden dann abgetrennt.
- Rektifikation: Bei der Rektifikation hingegen wird der Trennprozess mehrfach wiederholt. Der Dampf wird kontinuierlich kondensiert und erneut verdampft, wobei eine fraktionierte Trennung über viele Stufen (z.B. in einer Kolonne) erfolgt. Dadurch kann eine höhere Reinheit der getrennten Stoffe erzielt werden.
Was ist das Rücklaufverhältnis bei der Rektifikation?
Das Rücklaufverhältnis bezeichnet das Verhältnis zwischen dem Teil des kondensierten Dampfes, der zurück in die Kolonne geführt wird, und dem Teil, der als Produkt abgezogen wird. Ein höheres Rücklaufverhältnis verbessert die Trennleistung, da mehr Flüssigkeit in der Kolonne zirkuliert, was die Interaktion zwischen Dampf und Flüssigkeit verstärkt. Dies führt zu einer besseren Trennung der Komponenten, erfordert aber auch mehr Energie. Ein optimales Rücklaufverhältnis ist daher entscheidend für die Effizienz der Rektifikation.
Welche Möglichkeiten zur Energieoptimierung gibt es?
Es gibt verschiedene Ansätze, um die Energieeffizienz bei der Rektifikation zu verbessern:
- Wärmeintegration: Durch die Nutzung von Abwärme kann die Energie, die bei der Kondensation des Dampfes freigesetzt wird, für den Verdampfungsprozess genutzt werden.
- Mehrfacheffektrektifikation: Bei diesem Verfahren wird die Verdampfungswärme einer Kolonne für eine zweite Kolonne genutzt, um den Energiebedarf zu senken.
- Vakuumrektifikation: Durch das Arbeiten bei vermindertem Druck kann der Siedepunkt der Komponenten gesenkt werden, was den Energieaufwand verringert.
- Optimierung des Rücklaufverhältnisses: Ein angepasstes Rücklaufverhältnis, das die Balance zwischen Trennleistung und Energieverbrauch berücksichtigt, kann den Gesamtenergiebedarf minimieren.
- Verbesserte Wärmetauscher: Hochleistungswärmetauscher können dazu beitragen, die thermische Effizienz zu steigern, indem sie den Wärmeverlust minimieren.
- Mehrstufige Anlagen: In mehrstufigen Rektifikationsanlagen kann die Verdampfungsenergie schrittweise genutzt werden, was den Gesamtenergieverbrauch reduziert.
- Mechanische Brüdenverdichtung: Hierbei wird der durch Verdampfung entstehende Dampf (Brüden) komprimiert, wodurch er auf ein höheres Druck- und Temperaturniveau gebracht wird und wieder zur Beheizung verwendet werden kann.
- Thermische Brüdenverdichtung: Durch den Einsatz von Wärme wird der Brüden auf eine höhere Temperatur gebracht, um ihn erneut im Prozess zur Verdampfung zu verwenden, was den Energiebedarf für die Beheizung senkt.
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